Bio-psycho-soziales Schmerzmodell

Claus Derra

Da bei der Chronifizierung von Schmerzen die psychosozialen Faktoren in der Bedeutung zunehmen, ist die Kenntnis des bio-psychosozialen Krankheitsmodells für die Diagnostik und Behandlung von besonderer Bedeutung.

Die neurobiologischen Grundlagen der zentralen Schmerzverarbeitung sind heute gut bekannt und lassen sich in ein Schmerzwahrnehmungs- und ein Schmerzverarbeitungssystem differenzieren. Die wesentlichen psychosozialen Einflussfaktoren sind psychische Komorbiditäten (Angst, Depression), Biographische Disposition (Bindungsverhalten, Modell), Aufmerksamkeit bzw. Ablenkung (Dissoziation), Körperwahrnehmung (Selbstachtsamkeit), Coping- und Abwehrmechanismen (Bewältigung), Sekundärer Gewinn (Zuwendung, Entlastung), Kulturelle Faktoren (Religion, Rollenstruktur, Familie) und Stressverarbeitung. Gerade letztere spielt nach heutigen Erkenntnissen eine zentrale Rolle beim chronischen Schmerz.

Das Konzept der sog. stressinduzierten Hyperalgesie hat in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung, daher werden Möglichkeiten der Stress- und Schmerzbewältigung in den vier Stressachsen dargestellt.

Das bio-psycho-soziale Schmerzmodell ermöglicht eine differenzierte diagnostische Einordnung, aus der sich therapeutische Schwerpunkte und Vorgehensweisen direkt ableiten lassen.

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