Die klinisch-physikalische Basisuntersuchung von Schmerzpatienten
Andreas Sandner-Kiesling
Das Erkennen der Schmerzursache ist essentiell für eine kausale Therapie. Die kausale Therapie stellt das oberste und primäre Ziel der Schmerztherapie dar. Falls das nicht möglich ist, erst dann erfolgt die Behandlung der bestehenden Schmerzen symptomatisch.
Wenn ein Schmerzpatient die Praxis oder Ambulanz betritt, beginnt ein Standardprozess:
- Erster Blick auf die Art und Weise, wie der Patient / die Patientin den Raum betritt. Wie wirkt sie auf mich/auf den ersten Blick?
- Anamnese inkl. Abklärung auf potentielle „Red Flags“, evtl. sogar „Yellow Flags“.
- Erste Überlegungen und Sortieren des bisher Gesehen oder Gehörten (= der Befunde).
Erste Differentialdiagnostik und Einschränkung auf die vermutlichen Diagnosen. - Gezielte körperlich-physikalische Untersuchung auf orthopädische, neurologische oder funktionelle Veränderungen.
- Erneutes Sortieren aller erhobenen Befunde.
Einschränkung auf die wahrscheinlichste Diagnose(n). - Therapieplanung, Konzipieren eines ersten Therapievorschlages.
- Erst jetzt erfolgt das Diagnose- und Therapiegespräch mit dem Patienten / der Patientin.
Mit dieser Aufstellung wird sichtbar, wie wichtig das „An-Greifen“ für das „Be-Greifen“ ist. Erst dadurch kann man verstehen, was unsere(n) Gegenüber so belastet und die Schmerzen verursacht.
Für eine effektive und zeitschonende körperliche Untersuchung benötigt man ein klares Konzept von wenigen „Griffen“, aktiven und passiven Bewegungen inklusive dem Wissen, welche Struktur bei jedem einzelnen Untersuchungsschritt getestet („gestresst“) wird bzw. was dabei genau funktionell im Körper passiert oder sich bewegt.
Ziel dieses Workshops ist es, den TeilnehmerInnen ein Kurzprogramm einer klinisch-physikalischen Untersuchung von SchmerzpatientInnen vorzustellen. Das Kurzprogramm widmet sich sowohl für den Schulter-Nacken- sowie für die Lenden-Becken-Hüftregion. Die TeilnehmerInnen üben sofort das Erlernte. Durch ausreichend Zeit fürs praktische Üben und durch die erworbene praktische Erfahrung sollen die Scheu vor dem „Angreifen“ und das Vorurteil abgebaut werden, das jede Untersuchung zeitraubend sei. Ziel ist es die TeilnehmerInnen zu motivieren, schon tags darauf das Erlernte im klinischen Alltag umzusetzen.